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Was ist eigentlich Agilität?

Immer wieder Fragen uns Kunden, was denn eigentlich hinter dieser „Agilität“ steckt. Malte Foegen beschreibt den Begriff „Agilität“ sehr passend in einem Satz:

„Agilität ist schnelle Reaktionsfähigkeit in einer komplexen Welt.“ 

Oft bleiben dabei noch Fragen offen. Beispiele sind: Ist das nicht dasselbe wie flexibel? Adhoc? Hat das etwas damit zu tun, dass wir als moderner Arbeitgeber Homeoffice anbieten? Und mal ehrlich: Wie passt das alles mit Reaktionsfähigkeit und schnellen regelmäßigen Lieferungen zusammen?

Grund genug, dem Begriff ein wenig auf den Grund zu gehen!

Das erste Mal taucht der Begriff „Agilität“ in unserem heutigen Verständnis 2001 auf: 17 Personen verbringen drei Tage in einer Skiing-Lodge in Utah und definieren im „Agile Manifesto“ wie sie sich die Entwicklung von Software vorstellen. Am Ende stehen das Agile Manifest und zwölf Prinzipien. Das Agile Manifest gibt es heute in seiner ursprünglichen Form noch; die zwölf Prinzipien fassen wir bei wibas heute auf fünf zusammen. Darüber hinaus bringen unterschiedliche agile Frameworks eigene Werte oder Prinzipien mit. Kanban, das sich sehr gut mit agilem Arbeiten kombinieren lässt, orientiert sich beispielsweise auch unmittelbar an den Lean-Prinzipien; bei Scrum sprechen wir auch von den Scrum-Werten:

Agil ist demnach also, wer sein Handeln bestmöglich nach den Werte und Prinzipien agiler Methoden auszurichtet.

Was hat das agile Manifest mit Scrum zu tun?

Betrachtet man den Zusammenhang chronologisch, liegt die Antwort „nichts“ nahe. Schließlich ist das Framework „Scrum“ sechs Jahre älter als das Agile Manifesto. Aber: Die Erfinder von Scrum, Ken Schwaber und Jeff Sutherland, gehören zu dem Kreis der 17 Vertreter verschiedener Entwicklungsframeworks, die in besagter Lodge in Utah dabei waren; sie haben den Begriff „agil“ also auf Basis ihrer Erfindung Scrum mitgerägt; Scrum ist also eines der Frameworks, die auf dem Agilen Manifest, den Werten und Prinzipien aufsetzt – wohl aber nicht das einzige.

Neben Scrum gibt es auch noch andere Frameworks wie Design Thinking, welche nach agilen Werten und Prinzipien ausgerichtet sind. Auch wenn es innerhalb der Frameworks unterschiede gibt, bedienen sie sich eines gemeinsamen Werkzeugkasten (austauschbarer) agiler Techniken, wie Pair Programming (Pair Working) oder Continuous Deployment. Um zu verstehen, was agil bedeutet müssen wir eine goldene Regel beachten: Agil beginnt bei den Werten, nicht bei der Implementierung einer Technik. Es mag erschrecken, aber die Tatsache, dass ich Pair Working nutze, macht mich also noch nicht agil! Das Ziel, das ich damit verfolge, und die Haltung macht mich agil!

Soviel zur Theorie – aber was steckt dahinter?

Der große Durchbruch agiler Methoden erfolgte in der Softwareentwicklung. Also in einer Branche, die klassischerweise projektbezogen arbeitet. Denken wir an komplexe Software-Produkte, wird relativ schnell klar, dass die Entwicklungszeit schnell länger dauern kann als ein Jahr. Viel Zeit, bedenkt man, wie schnell sich die Branche und ihre Rahmenbedingungen in den letzten Jahren entwickelt haben. Natürlich wollen wir aber, dass Software die wir heute entwickeln, zum Zeitpunkt des Releases nicht bereits veraltet ist. Wir setzen uns heute als Ziel, ein Produkt zu entwickeln, dass, wenn es fertig ist, dem State-of-the-Art entspricht. Ein lobenswertes Ziel. Wir wissen heute aber nicht, in welche Richtung sich die Technologie zur Umsetzung oder das Interesse unserer Zielgruppe entwickeln wird. Unter diesen Umständen konnten in den vergangenen Jahren durch den Einsatz agiler Frameworks erfolgreiche Produkte gebaut werden.

Dem Erfolg der Software-entwickelnden Unternehmen folgend setzen auch immer mehr Unternehmen in den Bereichen der Hardware- und Organisationsentwicklung auf agile Frameworks und Techniken.

Was machen agile Unternehmen in der täglichen Arbeit anders?

Während klassisch agierende Unternehmen am Anfang der Projektlaufzeit versuchen den Zielzustand des Produkts zu beschreiben, haben agile Unternehmen ihre Energie in den vergangenen Jahren investiert, um bei laufenden Veränderungen reaktionsfähig zu bleiben. Sie investieren dabei in Freiheitsgrade für die Zukunft. Dazu bedarf es in erster Linie kurze Entwicklungszyklen und ebenso kurze Abstimmungsintervalle mit Kunden. Diese erfordern wiederum eine enge und offene Kundenbeziehung, die entsprechenden Austausch zulässt und gegebenenfalls unterstützende Voraussetzungen (z.B. geeignete Infrastruktur für Meetings und zum Austausch), sowie den Einsatz moderner Entwicklungstechniken wie „Continuous Deployment“ (Software-Entwicklung) oder „Rapid Prototyping“ (Hardware-Entwicklung). Als Ergebnis können agile Unternehmen Kundenfeedback konstant in der Planung berücksichtigen, also flexibel reagieren.

Das klingt ein bisschen situationselastisch.

Natürlich haben auch agile Unternehmen eine klare Ausrichtung und kommunizieren sie. Wir sprechen hier aber von einer Vision oder einem Zielkorridor, nicht aber von einem bis ins letzte Detail beschriebenen Ziel.

Zwischen agil und situationselastisch gibt es aber immer noch einen wesentlichen Unterschied: Agile Frameworks erlauben (nur) innerhalb eines klar definierten Regelwerks flexible Änderungen. Gleichzeitig helfen sie Ziele unterwegs auch zu reflektieren und bei Bedarf anzupassen.

…das mag in der Software-Industrie vielleicht so sein, ABER…

Die Adaptionsgeschwindigkeit von Kunden und technische Entwicklung am Markt sind in der Software-Branche schneller als in allen anderen, traditionellen Industrie oder Dienstleistungsbereichen. Nichtsdestoweniger sind Unternehmen auch abseits der Softwareentwicklung heute dazu gezwungen, sich schnell an den Markt anzupassen, um in Wettbewerbssituationen erfolgreich zu sein. Industrie- und Serviceorganisationen haben daher gezeigt, wie agile Prinzipien, Frameworks und Techniken zur Verbesserung der Produkte und Dienstleistungen in anderen Bereichen beigetragen haben. Unsere Kunden vertrauen beispielsweise auch beim Bau von Fahrzeugmodulen oder in der Verbesserung von Customer Services auf unsere Erfahrung im Bereich agiler Methoden.

Malte Fögen und Christian Kaczmarek geben in ihrem Buch „Organisation in einer digitalen Zeit“ Einblicke in Praktiken, die sich hierbei bewährt haben.

Dann ist doch alles klar, oder?

Theoretisch ja. Und das ist ein guter erster Schritt. Praktisch gesehen gibt es aber einen großen Unterschied zwischen dem Anwenden einer Technik, also „wir können kontinuierlich Deployen“ und „wir haben es als Unternehmen geschafft, uns agil an Kunden- und Marktbedürfnisse anzupassen.“

Das ist aber ein Ziel, man könnte sagen eine Vision, die man agil erreichen sollte. Wenn Sie diese Vision erstrebenswert halten und als Unternehmen den ersten Schritt in diese Richtung gehen möchten, nutzen Sie  unsere Starthilfe.

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