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Flipcharts eines Agilisten: Historie zu Agile & Lean

 Als Agilist wirst du im Laufe deiner Karriere immer wieder nach Herkunft und Hintergründen der agilen und schlanken Methoden gefragt. Dies kann im Kontext von Trainings passieren oder durch Mitglieder eines Teams das du zum Beispiel als Scrum Master betreust. Dieser Artikel erläutert die Historie zu den einzelnen Ansätzen, damit du als Agilist in diesem Situationen mit Wissen aufwarten und die Zusammenhänge von agil und lean erklären kannst.

Was kann ich zum Flipchart erzählen?

Toyota Production System

Die Historie des Toyota Production System (TPS) beginnt Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts  mit der Erfindung eines automatisch stoppenden Webstuhls von Toyoda Sakichi (Jidoka, d.h. Automation mit menschlichem Touch). Sein Sohn Kiichiro Toyoda, Gründer der Toyota Motor Corporation, griff diese Ideen auf und entwickelte diese im Kontext der Fahrzeugproduktion kontinuierlich weiter (Just-in-Time, Kaizen).  Ab 1948 war es vor allem Taiichi Ohno, der damalige Produktionsleiter, der diese Ideen vereinte, weiterentwickelte und so das TPS schuf. Das Hauptziel ist hohe Produktivität bei höchster Qualität und kurzen Durchlaufzeiten, was vor allem durch eine konsequente Eliminierung von Verschwendung (Englisch Waste oder japanisch Muda) erreicht wird. Das TPS gilt als „der“ Vorgänger von Lean.

Lean

Der Begriff „Lean“ wurde erstmals 1988 durch den Artikel „Triumph Of The Lean Product System“ von John Krafcik geprägt. Was man heute unter dem Begriff Lean (Lean Thinking, Lean Production) versteht, ist vor allem auf die Bücher „The Machine That Change The World“ und „Lean Thinking“ von James P Womack, Daniel T. Jones aus den 90er Jahren zurückzuführen. Auf Basis der beiden Werke haben sich 5 grundlegende lean Prinzipien herauskristallisiert:

  • Definiere Wert aus Kundensicht.
  • Identifiziere den Wertstrom für jedes Produkt, das diesen Wert liefert. Hinterfrage alle verschwenderischen Schritte, die derzeit noch nötig sind, um das Produkt zu liefern.
  • Stelle einen kontinuierlichen Fluss für die verbleibenden wertschöpfenden Arbeitsschritte sicher.
  • Führe ein Pull-System zwischen den Arbeitsschritten ein.
  • Streben stets nach Perfektion mit dem Ziel die Anzahl der Arbeitsschritte, die Durchlaufzeiten und die Menge an benötigten Informationen kontinuierlich zu verringern.

The New New Product Development Game

Der Artikel „The New New Product Development Game“ von Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka, der  im Harvard Business Review 1986 veröffentlicht wurde, beschreibt einen neuen Ansatz zur Herstellung neuer Produkte. Ihren Ansatz vergleichen sie mit der Rugby-Formation „Scrum“, in der ein Team gemeinsam ein Ziel erreicht (den Ball über die Linie drücken), was im Kontrast zur sequentiellen Produktherstellung steht, die mehr mit einem Staffellauf zu vergleichen ist. Dieser Artikel war die maßgebliche Vorlage für Scrum.

Scrum

Scrum wurde von Jeff Sutherland und Ken Schwaber, basierend auf „The New New Product Development Game“ entwickelt und 1995 erstmals auf der Konferenz „Object Oriented Programming, Systems, Languages and Applications” (OOPSLA) öffentlich von ihnen vorgestellt. In den nachfolgenden Jahren kollaborierten beiden, ließen ihre Erfahrungen und gute Praktiken einfließen, um Scrum zu dem zu machen was es heute ist: der populärste agile Ansatz. Die letzte Aktualisierung des Scrum Guide erfolgte im 2020.

Patterns

Im August 1993 sponserte Kent Beck und Grady Booch eine Tagung in den Bergen (engl. hill) von Colorado mit ausgewählten Experten, um Designmuster (design patterns) für die objektorientierte Software-Entwicklung zu definieren. Neben den ersten Arbeitsergebnissen wurde auch die sogenannte Hillside Group gegründet, die als Organisation die Weiterentwicklung der Muster sicherstellen sollte. Die Muster und Praktiken wurden unter anderem durch extreme Programming aufgegriffen.

Extreme Programming

eXtreme Programming, kurz XP, ist ein Software-Entwicklungsmethode, die von Kent Beck mit der Unterstützung von Ward Cunnigham und Ron Jeffries während des Projekts „Chrysler Comprehensive Compensation System (c3)“ entwickelt und 1995 veröffentlicht wurde. Die vorrangige Intention des Ansatzes ist die Steigerung der Software-Qualität und der Reaktionsfähigkeit bzgl. Änderungen von Anforderungen. XP setzt hierfür auf kurze Entwicklungszyklen und häufige Releases. Die guten Praktiken von XP, wie zum Beispiel Pair Programming oder Test-Driven Development, werden heute auch in anderen (agilen) Ansätzen verwendet.

Agile

Agile beschreibt die Obermenge aller agilen Ansätze, die vornehmlich aus dem Bereich der Software-Entwicklung stammen, wie zum Besipiel Scrum, extreme Programming oder Feature-Driven-Development. Maßgeblich geprägt wurde der Begriff durch das „Manifesto for Agile Software Development (Agile Manifesto)“, das 2001 veröffentlicht wurde. Die agilen Ansätze finden heutzutage auch außerhalb der IT, zum Beispiel bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleitungen ihre Anwendung. Auf Basis unserer Erfahrungen haben wir bei wibas 5 grundlegende agile Prinzipien definiert:

  • Ermächtigte und selbstorganisierte Teams
  • Frühe und regelmäßige Lieferung
  • Inspizieren und Anpassen
  • Transparenz
  • Takt (Timebox)

Lean Software Development

Lean Software Development ist eine Überführung der Lean Prinzipien und Praktiken in die Domäne der Software-Entwicklung. Der Begriff stammt von dem gleichnamigen Buch „Lean Software-Development: An Agile Toolkit“ von Mary und Tom Poppendieck. Mit diesem Buch wurde vor allem auch der Zusammenhang und die Verwandtschaft von Agile und Lean beschrieben.

Lean Startup

Lean Startup ist ein Ansatz Entwicklung von Geschäftsmodellen und Produkten für einen volatilen Markt, in dem die Kundenbedürfnisse in der Regel unzureichend bekannt sind. Er ist auf das gleichnamige Buch von Eric Ries aus dem Jahr 2008 zurückzuführen. Der Ansatz zeichnet sich durch kurze hypothesengetriebene Zyklen aus, bei denen am Ende das erfahrungsbasierte Lernen erfolgt, um festzustellen, dass man richtig unterwegs ist oder eben pivotieren muss.

Kanban

Kanban für die Software-Entwicklung wurde 2010 von David J. Anderson durch sein Buch „Kanban – Successful Evolutionary Change For Your Technology Business“ erstmals öffentlich vorgestellt. Das Buch resultiert aus seinen Erfahrungen, die er bei einem Projekteinsatz bei Microsoft 2004 machte. Der Ansatz vereint Kanban aus der Produktion, Lean Prinzipien, Ideen aus der Engpasstheorie und Drum-Buffer-Rope. Kanban erfreut sich heutzutage zunehmender Beliebtheit und wird gerne mit Scrum kombiniert (Scrumban), um zum Beispiel DevOps-Teams methodisch besser zu unterstützen.

Wie sieht das Flipchart final aus?

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