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Agiler Takt auf drei Ebenen

Die drei Planungsebenen einer Organisation adressieren unterschiedliche Fragestellungen:

  • Die strategische Ebene beschäftigt sich mit Fragen wie Budget- und Ressourcenplanung oder dem Eintritt in neue Märkte.
  • Die taktische Ebene gibt Aufschluss darüber, inwieweit die strategischen Ziele erfüllt sind; zudem bieten größere Funktionspakete, die hier geplant werden, eine gute Grundlage für Stakeholder-Feedback auf ein integriertes Gesamtprodukt.
  • Auf der operativen Ebene geht es um den nächsten kleinen Schritt. Im Vordergrund stehen Details und die genaue Ausgestaltung einer Lösung. Feedback ist hier bereits möglich und wichtig, die Entwicklung zeigt aber noch keine signifikante Veränderung im Big Picture.

Bei hochperformanten Teams gilt der Grundsatz: „Arbeit kommt zu den Teams (und nicht umgekehrt)“ – Teams sollten demnach über einen möglichst langen Zeitraum konstant zusammenarbeiten, die Verteilung von Teammitgliedern über mehrere Teams sollte vermieden werden.

Im klassischen Paradigma erfolgt die strategische Planung in Unternehmen allerdings in Jahresscheiben oder sogar in noch längeren Zyklen. Dagegen denken agile Teams, dem Prinzip der frühen und regelmäßigen Lieferung folgend, in wesentlich kürzeren Zyklen, jedoch nie länger als vier Wochen. Hier haben wir es also mit zwei Welten zu tun, die zusammengeführt werden müssen.

Für diesen Zweck hat es sich bewährt, auch auf strategischer Ebene in einem mittleren Zyklus von zwei bis drei Monaten zu denken. Das ist lange genug, um nicht ins Mikromanagement abzugleiten, andererseits erlaubt es Managern, ihrer wesentlichen Aufgabe nachzukommen: Entscheidungen auf Basis einer Bewertungsgrundlage zu treffen.

Die Grundlage dieses iterativen Vorgehens auf allen Ebenen ist der PDCA-Zyklus, nach seinem Erfinder oft auch Deming-Cycle genannt. Diese Management-Methode beschreibt einen wiederkehrenden Prozess aus den Phasen

  • Plan – Planung
  • Do – Umsetzung
  • Check – Erfolgskontrolle
  • Act/Adjust – Ableitung von erforderlichen Anpassungen

Um ein Portfolio agil zu führen, müssen auf allen drei Ebenen agile Werte und Prinzipien und das iterative Vorgehen gelebt werden. Elemente wie übergreifende Meetings und Artefakte, die wir von der Team-Ebene kennen, haben sich auch in längeren Arbeitszyklen bewährt.

Agile Organisationen wählen dabei in der Regel

  • 1–4 Wochen für die operative Ebene
  • 2–3 Monate auf taktischer Ebene
  • 1–2 Jahre auf der strategischen Ebene (vgl. Foegen/Kaczmarek 20181)

Es ist naheliegend, in drei zeitlichen Ebenen zu arbeiten. Das bedeutet jedoch nicht zwangsweise, dass auch drei Hierarchieebenen nötig sind.

Aufbau- vs. Ablauforganisation

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, die verschiedenen Planungshorizonte nicht als hierarchische Struktur zu sehen! Ungeachtet der Frage, wie viele Hierarchieebenen eine skalierte Produktentwicklung braucht (dazu gibt es in der agilen Community genügend Diskussionen zu diversen Skalierungsframeworks), lässt sich feststellen, dass eine Unterteilung in drei zeitliche Perspektiven in großen Unternehmen sinnvoll ist.

Ein PDCA-Zyklus auf taktischer Ebene nähert sich mit seiner Durchlaufzeit in etwa an die Quartalsplanung des klassischen Managements an.

Für iteratives Arbeiten auf der taktischen Ebene eignet sich der Lean-Startup-Gedanke: Nach jedem taktischen Zyklus entsteht ein Produkt, für das es einen potenziellen Markt geben muss. Kunden können entscheiden, ob sie ein Ergebnis kaufen würden, oder nicht.

Durch ein MVP kann die grundlegende Bereitschaft des Marktes evaluiert werden und darauf aufbauend mit inkrementell und iterativ entwickelten Add-Ons weiter verfolgt werden. Die Frage dahinter lautet: Was ist das Minimum Viable Product (also die kleinste funktionsfähige Einheit), das nach etwa zwei Monaten an einen potenziellen Kunden ausgeliefert werden könnte?

Dieser Post gehört zur Reihe Agiles Portfoliomanagement. Der erste Post dieser Reihe ist hier -> Agiles Portfoliomanagement
Weiter geht es im nächsten Post -> Entscheidungen auf mehreren Ebenen

Anmerkung: Dieser Text ist ein Artikel von Sebastian Schneider und Lothar Fischmann, den wir im Jahr 2018 auf unserer Webseite veröffentlicht hatten. Da dieses Thema immer noch sehr gefragt ist, haben wir bei der Umstrukturierung unserer Webseite diesen Artikel auf unserem Blog erneut veröffentlicht.

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1 Foegen, Malte/Kaczmarek, Christian (2018): Organisation in einer digitalen Zeit. 4. Aufl., wibas, Darmstadt

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